…und werde ich auch nicht!
In der letzten Zeit geht mir ständig dieser Gedanke durch den Kopf.
„Coaching, Beratung, Training – whatever wolltest du anbieten! Warum machst du das nicht endlich? Es ist doch drietegal, ob du erwerbsgemindert berentet bist. Du musst ja kein 5K-Business daraus machen.“

Beim Nachdenken und -fühlen, bei Tarot-Legungen sowie bei einer Neurographik-Stunde hat sich eine Erkenntnis gefestigt bzw. bestätigt. Ich weiß zwar nicht genau WAS ich will, dafür ist mir klar geworden, was ich NICHT will.
Vielleicht hast du dich auch schon mal gefragt, warum ich immer nur von mir erzähle und nicht endlich – wie schon mal erwähnt – coachingmäßig Tipps gebe und dir Lösungen anbiete? Der Grund ist simpel – ich kann es nicht.
Okay, als Expertin für Fatigue mit eigener Erfahrung könnte ich ja auch Training für Fatigue-Betroffene anbieten. Auch das kann ich nicht. Denn es raubt mir meine begrenzte Energie, ständig nachzudenken, zu recherchieren, Texte zu schreiben und mich auf die Probleme anderer einzulassen. Also egal wie man es nennen mag, Coaching, Beratung, Training, Mentoring oder oder oder…es passt nicht mehr in mein Leben.
Als Fatigue-Betroffene hatte ich mir vor längerer Zeit mal gedacht, dass ich alles über Fatigue lerne und an andere Betroffene weitergebe. Dass ich eine Fatigue-Coachin werde und das Selbst-Management der Erkrankung mit Achtsamkeitstraining, Meditation, Progressive Muskelentspannung und Lachyoga anreichern könnte.
Als lösungsorientierte Optimistin wollte ich diesen Weg gehen – „gib doch deine Erfahrungen weiter, zeig anderen Menschen deine Wege“. Ich hatte überlegt, eine Ausbildung zur psychoonkologischen Beraterin zu machen. Im Prinzip hatte sich der Plan schon zerschlagen als das Ausbildungsinstitut diese Ausbildung nicht mehr anbot.
Und jetzt – bääm – kam der Aha-Moment. Genau das alles will ich so nicht mehr. Um mich mit einer Coaching-Ausbildung zu befassen oder selbst tiefer in die Materie mit noch mehr Ansätzen, Fakten und Unterthemen einzutauchen, fehlt mir die Kraft, die Konzentration, die Energie, die Ausdauer – ich hab ja Fatigue.
Und weißt du, warum ich eine schlechte Coachin wäre?
Ich mag dieses Fragen stellen nicht. Ich beantworte gerne, ich erzähl gerne und ich trage auch gerne vor – schon in der Schule habe ich tatsächlich gerne Referate gehalten. Das war immer ein genau abgegrenztes Themengebiet und da kannte ich mich aus. Was ich überhaupt nicht leiden konnte und immer noch nicht kann, sind Fragerunden darüber hinaus. Auch wenn diese Angst vor dem möglichen Nicht-Wissen der Antwort meistens völlig unbegründet ist, mag ich das trotzdem nicht.
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich als Coach ungeeignet bin. Ich kann mich hineinfühlen, Sachen gefragt zu werden, auf die man keine Antwort weiß. Oder bei denen man selbst glaubt, keine Antwort zu wissen.
Wenn ein Coachee vor mir sitzt, würde ich mich als Coach wahrscheinlich sehr unwohl fühlen, Fragen zu stellen und gelegentlich in ein ratloses Gesicht zu schauen.
Lustigerweise genieße ich meine Psychotherapie (also meistens). Meine Therapeutin stellt genau die richtigen Fragen, bis jetzt habe ich immer meine Antwort gefunden – spätestens auf der Heimfahrt.

Auch wenn ich das Handwerkszeug, die Fragetechnik in einer fundierten Ausbildung sicher lernen würde, sehe ich mich nicht in der Rolle der Hinterfragerin. Und wie gesagt, eine Ausbildung ist wegen meiner Fatigue nicht denkbar.
Als Lösungsfinderin finde ich Lösungen. Die passen auf meine Themen. Ob sie auch bei anderen Menschen funktionieren, kann ich nicht sagen.
Das muss eben ausprobiert werden. Und ggf. angepasst und erweitert oder umgestellt werden. Oder etwas ganz anderes gefunden werden. Um das zu vermitteln und mit den Coachees zu erarbeiten und dranzubleiben, fehlt mir die Geduld und meine innere Einstellung grätscht auch ein wenig rein.
Wenn ich z.B. als Mentorin oder Beraterin konkrete Lösung vorgebe, dann sollte es eben auch ausprobiert werden. Eine Garantie habe ich nicht und das würde ich natürlich auch dazu sagen.
Mein Ansatz ist „probier‘ es oder lass es, jammre aber nicht rum. Wenn’s nicht funktioniert oder du es gar nicht erst probierst, dann heul‘ nicht rum, sondern dann such selbst!“
Denn so gehe ich selbst bei mir vor. Ich lese oder höre etwas und wäge ab, ob es etwas für mich sein könnte, und dann wird es getestet oder nicht. Da kamen schon oft kleine Überraschungen raus, man selbst denkt ja auch nicht an alles. Für andere wird diese Herangehensweise wohl ziemlich befremdlich sein.
Die 1:1 Arbeit ist auch aus einem anderen Grund nix für mich. Da ich mich wegen meiner Fatigue sehr schlecht konzentrieren kann und bei Gesprächen oft den Faden verliere, wäre das dabei wohl eher kontraproduktiv.
Was passt noch nicht zu einer Arbeit als Coach?
Mein Optimismus. Klingt im ersten Moment merkwürdig. Natürlich ist nicht immer alles rosarot und glitzert, das weiß ich natürlich. Trotzdem fehlt oft das Verständnis, dass andere Leute sich hängen lassen und nichts ändern wollen – das hat nicht unbedingt etwas mit Empathielosigkeit zu tun – hierzu werde ich auch demnächst etwas tiefer einsteigen und einen Artikel schreiben. Ich kann die Gefühle alle sehr gut nachvollziehen, auch dass einem einfach mal die Kraft oder auch die Idee fehlt, etwas zu verändern. Mit normalem Denken – behaupte ich jetzt einfach mal – kann man in den meisten Fällen seine Gefühle oder besser gesagt die Einstellung dazu ändern.
Bitte nicht falsch verstehen – ich spreche nicht von Personen mit gravierenden psychischen Erkrankungen. Diese gehören in gute fachärztliche Versorgung.
Und bevor ich mich jetzt weiter um Kopf und Kragen versabbele, höre ich auf.
Ich werde kein Coaching anbieten. Ich werde keine Beratung machen – ach ja – und Kurse werde ich auch keine mehr anbieten.
Vielleicht, aber nur ganz vielleicht könnte ich mir vorstellen, eine Art Leitfaden zu entwickeln. Das spukt noch in meinem Köpfchen herum.

So, jetzt weißt du, warum ich keine gute Coachin wäre. Willst du jetzt noch wissen, warum meine bisher gedachte Zielgruppe nicht mehr zu mir passt? Dann lies gerne im nächsten Artikel mehr dazu.
Pingback: Warum ich mich von meiner mal gedachten Zielgruppe verabschiede – Daniela Schillmöller