Fünf am Freitag über Fatigue

Fünf Glücks-Strategien, die (m)eine Fatigue leichter machen
Das ist mein erster Artikel aus der neuen Artikelserie „Fünf am Freitag“. Da ich ja, wie du vielleicht weißt, einen großen Ideen-Schatz angesammelt habe und das Thema „tumorbedingte Fatigue“ mehr in den öffentlichen Fokus rücken möchte, gibt es eine Mischung aus der glücksbunten Wundertüte. Ich hoffe, das ist okay für dich.
Heute starte ich die Fünf am Freitag über die tumorbedingte Fatigue. Das beschäftigt mich persönlich auch 11 Jahre nach meiner Diagnose und nach den Akuttherapien noch. Ja, seit meiner Chemotherapie begleitet mich diese Form der Erschöpfung. Anfangs noch als normale Begleiterscheinung deklariert, hat sie sich mit der Zeit zur eher außergewöhnlichen Langzeitfolge entwickelt. Wenn du mir bereits folgst, dann weißt du auch, dass ich durch die Fatigue auch erwerbsgemindert berentet bin. Daran kann man ganz gut das Ausmaß dieser Langzeitfolge erahnen. Nicht immer einfach für mich. Auch die heutigen „Fünf“ sind nicht immer einfach umzusetzen.
Doch es lohnt sich gerade als betroffene Person, folgende „einfache“ Strategien anzuwenden – für sich selbst. Und für mehr Glücks-Momente mit einer Fatigue.
Also fangen wir an:
1 – Akzeptieren, annehmen, drauf einlassen, sie als Begleiter ansehen.
Hui, das ist schon mal ganz schön harter Tobak. Ich sag’s dir, aus meiner Erfahrung ist das das Schwierigste überhaupt. Wenn man das geschafft hat, stellen sich die Glücks-Momente aber umgehend ein.
Bei diesem Prozess der Akzeptanz hatte ich lange Zeit das Gefühl, dass ich meine Fatigue nicht akzeptieren will. Schließlich wollte ich sie ja nicht haben. Und deshalb dachte ich, dass ich etwas annehmen muss wie etwas Unerwünschtes. Na klar, will keiner freiwillig eine Fatigue mit all ihren Begleiterscheinungen haben. Seit ich während der vielen Jahre den folgenden Spruch gehört habe, fällt es mir zunehmend leichter. „Akzeptiere, was du nicht ändern kannst. Du musst es ja nicht gut finden!“ Das klingt für manche Menschen ein bisschen merkwürdig, dass man etwas akzeptieren soll, was man nicht haben will. Dazu kann ich nur sagen: es ist viel schlimmer, ständig dagegen anzukämpfen. Also ist die Akzeptanz die bessere Wahl. Gut finde ich die Fatigue immer noch nicht (immer), trotzdem gibt es Dinge, die ich nur wegen der Fatigue erleben durfte – und das finde ich gut.
Die Akzeptanz ist keine Resignation, keine Stagnation. Es ist ein guter Kompromiss, Frieden damit zu schließen, um viele Glücks-Momente erleben zu dürfen.
2 – Dankbarkeit leben
Das – wie auch die Sache mit der Akzeptanz – gilt natürlich für ganz viele Lebensphasen und chronische Erkrankungen… Dankbar sein für alles was man hat: das Leben, die Lieben, die materiellen Dinge, die vorhandenen Fähigkeiten. Und auch anderes, wofür alle Menschen in einem zivilisierten, demokratischen Land wie Deutschland dankbar sein dürfen: Zugang zu medizinischer Versorgung, zu Bildung, allgemeine Regeln, sauberes Wasser, gute Infrastruktur (und ich möchte jetzt hier kein Gejammer über die Probleme hören, insgesamt gesehen ist unser System viel besser als in vielen anderen Ländern). Ich habe beim Beobachten von Menschen und Zuhören von Gesprächen manchmal echt das Gefühl, dass zu wenig Dankbarkeit herrscht. Es wird auf hohem Niveau gejammert, dass man einen Facharzttermin erst in zwei Wochen bekommt (wahres Beispiel gerade erst am Montag gehört). Das Wetter ist immer falsch, auch wenn mir das Dauergrau auch manchmal tierisch auf die Nerven geht, bin ich trotzdem dankbar, dass es Jahreszeiten gibt. Und Regen.
Also ein bisschen mehr Dankbarkeit für alles, was da ist.

3 – Genieße im Hier und Jetzt
Genieße das eine Glas Wein, gönn dir das Stück Kuchen, leiste dir das neue Kleid, geh mit deinem Partner aus, zieh die „guten“ Klamotten an.
Halte nichts zurück für „gut“. Du kennst sicher die Geschichte von dem Mann, der die schöne Spitzenunterwäsche für seine Frau aus der Kommode holt, die sie noch nie angezogen hat, weil sie für einen besonderen Moment sein soll. Wenn dieser besondere Moment die eigene Beerdigung ist, war die Entscheidung, es zurückzulegen sicher die falscheste Entscheidung. Meine Oma hat es immer gesagt, dass man eh nichts „mitnehmen“ kann.
Doch warum bringt fast immer erst eine Erkrankung oder ein anderer Schicksalsschlag diese Erkenntnis? Jeder Moment ist ein besonderer Moment und man sollte immer für jeden Moment dankbar sein. Nicht erst mit Erkrankung, aber gerade dann.
4 – Sei ausgelassen
Ja, richtig gelesen. Du hast keine Energie? Fühlst dich leer, ausgelaugt? Deine Fatigue rockt heftig? Oder bist du einfach nur so vom Alltag kraftlos? Dann lache! Dann singe! Dann tanze!
Hebe deine psychische Verfassung auf ein höheres Level mit Lachyoga oder einfach indem du deinem Gesicht sagst, dass du jetzt lachst. Und sobald deine Muskeln den Befehl umsetzen, merkt dein Gehirn, dass du lachst und schon werden Glückshormone freigesetzt. Und dann singe, summe und tanze oder schwinge. Diese körperlichen Aktivitäten heben ebenfalls die Stimmung und setzen auch Wohlfühlhormone frei. Es muss gar keine lange Tanzeinheit sein, ein bisschen mit den Hüften wackeln, im Rhythmus von einem Bein auf das andere zu wippen oder auf und ab zu hüpfen reicht völlig aus. Und das kann sogar ich mit meiner stark ausgeprägten Fatigue.
Du kannst das sogar schon beim Zähneputzen am Morgen machen. Fang an und lächle dich an, sobald du dein Spiegelbild siehst. Auch wenn’s schwer fällt, mach’s. Probiere es mal aus. Es sieht ja niemand, aber wirkt! Versprochen!
Ach so: und lass dir von niemandem dein Lachen verbieten, nie und nirgendwo! Du darfst immer lachen, auch wenn es dir schei*e geht. Du darfst auch mit Fatigue lachen.

5 – Deine persönlichen Affirmationen
Erstelle dir deine ganz persönliche Affirmation. Eine, die du dir selbst auch glaubst. Denn nur, wenn du sie glaubst, kann sie wirken. Und eine Affirmation ist mehr als „du bist genug“. Diese ist auch okay. Doch es geht auch persönlicher. Zum Beispiel:
Dieser Tag ist ein Geschenk, das ich mit Liebe und Freude füllen werde.
Ich komme jetzt in meine volle Kraft und gebe mich der Fülle des Lebens hin.
Alles geschieht zu meinem Besten.
Ich liebe mich selbst so wie ich heute bin und morgen sein werde.
Ich bin umgeben von Liebe und Dankbarkeit.
Ich strahle voller Lebensfreude.
Ich erlaube mir, meine Talente zu entdecken und auszuleben.
Ich umarme meine Unvollkommenheit und werde heil.
Ich lasse los, was mich belastet und schöpfe neue Energie.
Ich lasse los, was schwer ist und ich lasse zu, was leicht ist.
Ich bin wunderbar so wie ich bin, egal was ich schaffe und mache.
Das Leben ist gut zu mir. Ich vertraue ihm.
Ist da etwas für dich dabei? Das würde mich natürlich freuen. Wenn nicht, dann sprich mich gerne an. Wir können gemeinsam DEINE Affirmation zusammenstellen.
Schreib mir einfach eine Mail an daniela-schillmoeller@gmx.de.
Vielleicht denkst du dir gerade: „Und was hat das alles mit Fatigue zu tun? Das passt doch für jeden!“ Stimmt genau. Diese „Fünf“ können alle anwenden, aber gerade Personen, die von Fatigue oder anderen Erkrankungen betroffen sind. Nach dem Motto „Jetzt erst recht!“
Wie haben dir meine „Fünf am Freitag“ gefallen? Lass gerne einen Kommentar da oder schreib mir eine Mail. Auch wenn du mehr über Affirmationen, Dankbarkeit oder meinen Umgang mit der tumorbedingten Fatigue wissen möchtest.
Bis bald, deine
