Oder glücklich sein mit Zielen und Vorhaben? Wat denn nu?
Vorsätze? No!
Vorhaben? Yes!
Ziele? Unbedingt – realistisch!
Reicht das für dein Glück?
Vor ein paar Tagen hab ich hier noch geschrieben, dass ich keine Vorsätze für das neue Jahr habe. Und das ist auch heute noch so.
Dafür werde ich Vorhaben notieren, formulieren, umsetzen. Hilft mir das für mein Glück und meine Zufriedenheit?

Glück und Zufriedenheit nur durch erreichbare Ziele?
Think big! No!!! Also, ich meine dieses übertriebene, utopische Big – nein, das ist nichts für mich. Als chronisch Kranke mit eingeschränktem Leistungsvermögen und gelegentlichen Totalausfällen setze ich lieber auf meine Zufriedenheit und Bescheidenheit. Ich überlege mir, was ich erreichen kann, was ich schaffen kann. Das heißt nicht, dass ich mich kleinmache. Ich bleibe nur ganz bei mir, denn ich weiß, was ich schaffen und leisten kann (zwar verglichen mit früher sehr viel weniger). Und damit bin ich zufriedener als mit Think Big!
Geht es dir auch so? Oder lässt du dich in diesen Strudel vom grooooßen Ding mitreißen? Vielleicht passt das auch bei dir, mag sein. Vielleicht denkst du auch eher wie ich. Gerne erkläre ich mal meine Einstellung dazu.
Hängt das etwa mit Glück und Zufriedenheit zusammen? Ich sage ja!
Die schnell daher gesagten Vorsätze von Silvester verpuffen irre schnell und dann schleicht es hinein, dein schlechtes Gewissen. „Siehste, wieder nicht xy gemacht! Looser!“ Oder nach drei vier Tagen kommt der erste Einbruch „gestern nicht gemacht, dann kann ich’s auch ganz lassen!“ Und das wollen wir uns ja nicht antun. Wir wollen ja zufrieden sein mit unseren Vorhaben und Zielen! Ich möchte mich durch riesige Ziele nicht unglücklich machen, weil ich sie verfehle! Ich muss auch nicht bei den superduper Masterclasses mitmachen, nur weil 20000 andere dabei sind. Anderes Thema, gehört für mich in diesen Tagen ein bisschen dazu.
Doch was ist denn jetzt der Unterschied zwischen Vorsätzen und Vorhaben?
Also für mich sind Vorsätze eher Orientierungshilfen, vage Ideen, grobe Richtungsgeber und meistens aus einer Laune und nur wegen eines speziellen Datums heraus dahingesagt. Das kann funktionieren, wird es eher nicht. Denn dabei geht es meistens um Veränderung von Gewohnheiten – und das braucht seine Zeit.
Vorhaben dagegen sind konkretere Ideen, die ich wirklich umsetzen möchte. Noch nicht ein echtes Ziel mit Enddatum, dafür schon ziemlich genau formuliert, fertig für die Umsetzung. Etwas was ich erreichen kann und möchte. Also auf jeden Fall ein individueller Herzenswunsch. Das können sowohl Pläne als auch Gewohnheiten sein.
Zum Beispiel meine Buch-Idee. Das ist eins meiner Vorhaben für dieses Jahr (oder auch länger).

Ziele und die Deadline fürs Glück
Ziele wiederum sind auch Herzensvorhaben, die du zusätzlich mit konkreten Zeitangaben versiehst. Also eine ganz konkrete Planung „bis zum xx.yy.zz werde ich abcde tun/haben/machen“ – mit Deadline. Kurze Deadlines sind für mich als Fatigue-Betroffene auch nicht immer so nett, weil erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Also setze ich auch hier realistische Zeitvorgaben. Für „normal-leistungsfähige“ Menschen sind diese ausgeweiteten Zielzeiten eher witzig. Für mich ist es eben notwendig, genügend Puffer einzufügen. Schließlich weiß ich nie, was Frau Fatigue so vorhat. Vielleicht ist sie zwischendurch im Urlaub, dann kann ich ein bisschen schneller vorgehen. Wenn sie sich einnistet, dann geht halt mal nix. Und dann hänge ich im Zeitplan, wenn der nicht genügend Puffer hätte – und schon wäre ich im Stress. Und Stress blockiert mich, meine Kreativität und mein Glück. Also No-Stress mit gepufferter Deadline.
Think big!
Jetzt dazu…Mit dem Motto „think big“ – also denke und träume groß – tue ich mich recht schwer. Natürlich sind Ziele wichtig und richtig. Für mich müssen sie realistisch oder besser gesagt realisierbar sein. Das war auch vor meiner Erkrankung schon so.
Zu hohe Ziele, also solche, die nie umgesetzt werden können (aus welchen Gründen auch immer), lösen Stress und Unzufriedenheit aus. Sie passen nicht zu einem oder sind irrational.
Wenn ich selbst nicht an das Erreichen meiner eigenen Ziele glauben kann, wird es unbequem und frustrierend. Und was macht das dann mit meinem Glück? Es wird blockiert, gebremst, vernichtet. Denn ich habe dann schon gar keine Lust, mich irgendwie mit einem Riesen-Ziel zu beschäftigen. Wie gesagt, No-Stress auch bei „Think big!“.
Also suche ich mir realistische Ziele und auch kleinere Vorhaben aus, die ich verfolgen möchte. Und dabei ist vorprogrammiert, dass ich es zwischendurch schaffe, Erfolge zu erzielen und dadurch mein Selbstbewusstsein und meine Zufriedenheit steigere.
Wenn ich also alles passend mache: Größe des Vorhabens, ausreichend Zeit für die Umsetzung des Ziels, dann erreiche ich nicht mit Glück das Ziel, sondern komme glücklich ans Ziel. Das ist der Unterschied zwischen zufälligem und bewusstem Glück. Schon während des Prozesses glücklich und zufrieden zu sein, das ist für mich Lebens-Glück!

Scheitern für Wachstum?
Und was ich jetzt ganz frisch irgendwo gelesen habe, hat mich den Kopf schütteln lassen. Und zwar, dass es notwendig ist, hohe Ziele gar nicht erreichen zu können. Man müsse scheitern mit überdimensionierten Zielen! So würde Wachstum entstehen. Damit sind nicht die Rückschläge oder Niederlagen gemeint, die sowieso immer mal wieder auftauchen. Nein, es werden bewusst so utopische Ziele aufgestellt, die man überhaupt nie nicht erreichen kann, extra um daran zu scheitern.
Ja, auf der einen Seite ist es schon irgendwie verständlich, weil man sich dann noch mehr anstrengen und immer weiter gehen muss. Man überprüft ja auch seine Ziele zwischendurch immer mal wieder.
Auf der anderen Seite steht für mich ein großes ABER. Denn scheitern gehört für mich nicht zu den glücklich machenden Dingen. Wer scheitert schon gerne oder steckt Rückschläge einfach so weg? Scheitern macht (mich) unzufrieden und unglücklich.
Übrigens war es für mich eine Art Scheitern, als ich zum ersten Mal vor ein paar Jahren wegen meiner Fatigue meine wöchentliche Arbeitszeit verkürzen musste. Ich dachte, ich hätte verloren und der Krebs bzw. seine Folgeerkrankung hätte gewonnen. Ich bekam zusätzlich zu den Erschöpfungssymptomen auch Depressionssymptome – nicht besonders dolle. Erst ein Umdenken hat mich erst einige Zeit später aus dieser depressiven Phase herausgeholt. Auch als mir bewusst gemacht wurde, dass ich nicht mehr arbeits- und leistungsfähig bin und als knapp 50jährige eine Erwerbsminderungsrente beantrage und ziemlich problemlos bewilligt bekomme, kamen diese Zweifel auf, dass ich doch irgendwie gescheitert bin. Immer noch gibt es Tage, an denen ich denke….ach nee, dafür ist hier kein Platz. Es geht ja um Glück und Ziele!
Scheitern, verlieren, versagen – all das stresst und damit sind wir wieder an einem Punkt, den wir aus unserem Leben gestrichen haben. Es gibt schon genügend Stress, den wir uns nicht selbst machen, mit dem wir irgendwie leben müssen.
Dann brauchen wir uns nicht noch Stress durch gezieltes, erwünschtes Scheitern machen.
Eine andere Theorie: Ziel erreicht? Leben zu Ende!
Andere sagen, wenn man Ziele erreichbar macht, wäre man nach dem Erreichen ja fertig und hätte keine Ziele mehr. Was ist denn das bitte für ein Bullshit? Mein Ziel ist es doch bis ans Ende meines Lebens zu leben und nicht nur einem einzigen Ziel nachzujagen und dann fertig zu sein.
Schon aus der Sicht als Scannerin, vielseitig Interessierte empfinde ich das komplett anders. Viele Ideen und Pläne sind doch immer da.
Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, erreiche ich gerne realistische Ziele und finde anschließend auch immer neue. Ziele zu schaffen macht doch auch immer einen gehörigen Push für das Selbstwertgefühl. Ich nehme mir etwas vor, ich möchte etwas erreichen. Und wenn ich das schaffe, dann Yeah!!!

Für viele Coaches wäre das schon ein Herauskommen aus der Komfortzone. Auch da bin ich anderer Meinung. Das hatte ich in diesem Blogartikel (hier klicken) schon mal aus meiner Sicht beschrieben. Denn meine K-Zone ist ausgebeult. Und nur weil ich mir meine Ziele realistisch einplane und nicht unbedingt aus der K-Zone raus muss, ist doch trotzdem alles toll beim Erreichen kleiner Ziele. Erreichte Ziele bedeuten für mich auch Wachstum, denn ich habe bei der Umsetzung viel Neues gelernt, Erfahrungen gemacht oder Altbekanntes vertieft. Und das ist doch auch Fortschritt, wenn es nicht das Ziel selbst schon ist.
Außerdem ist man doch nach dem Ziel nicht fertig im Sinne von „da ist nix mehr“. Das wäre unfassbar schade, wenn ich nach einem Ziel nichts mehr mit mir anzufangen wüsste.
Und falls mir als Multibegabte nicht eh schon während der Zielumsetzung was Neues einfällt, dann halt danach. Und wenn dann noch nichts kommt, auch Langeweile darf mal sein. Die können nämlich viele Menschen gar nicht aushalten.
Übrigens durfte ich das Aushalten von Langeweile und Stillsitzen während meiner Krebserkrankung und in den bisher 11 Jahren danach erst lernen und muss das auch immer noch lernen.
Wenn du wie ich als chronisch Erkrankte so viele Ideen hast, die du gar nicht alle umsetzen kannst, weil einfach die Erschöpfung so oft dazwischen grätscht, musst du das einfach aushalten und akzeptieren. Es ist dann einfach so, dass mal nichts geht und du nicht weiterkannst. Das „Blöde“ daran ist nur, dass in den Phasen der Langeweile das Hirn ja ständig weiter Ideen produziert und schon hängst du wieder in dieser Schleife. Noch mehr Ideen während die geringe Leistungsfähigkeit weiter schwindet. Ein bisschen wie ein Teufelskreis.

Und deshalb bleibe ich dabei, mir realistische Ziele mit vernünftigen Enddaten zu setzen. Für mich ist das dann mein Glück!
Kein Ziel ist auch nix
Der andere Trend, wie ich in einigen Newslettern und Posts auf Social Media zum Jahreswechsel auch gelesen habe, sich überhaupt keine Ziele zu setzen fürs (neue) Jahr, ist auch eher doof. Dann weiß ich ja gar nicht, was ich alles machen möchte und eiere vor mich hin. Klar ist es manchmal für eine gewisse Zeit wunderschön, einfach in den Tag hinein zu leben. Aber prinzipiell braucht frau doch ein Ziel oder besser gesagt eine Idee für ihr Leben. Und wenn es nur ganz allgemein heißt „Ich finde mein Glück!“ In ganz bescheidenen Phasen könnte (m)ein Tagesziel auch mal nur „ich atme und verschönere den Raum“ heißen. Das sind Ziele!
Keine Vorhaben oder Ziele zu haben gibt es nicht, ich sage es jetzt ganz plakativ – dann ist man tot (noch bevor man tot ist).
Deshalb sage ich konkrete Vorhaben und realistische Ziele bewirken Glück, Zufriedenheit und Freude für die Umsetzung.
Herz und Hirn sind in Balance und helfen auch bei deiner Glückspraxis.

Übrigens: träumen darf man auch – von mir aus auch groß und noch größer! Mein Traum ist es an der deutschen Nord- oder Ostsee zu leben, in einem gemütlichen und doch geräumigen Walmdachbungalow, mit Gegenstromschwimmbecken im Keller, einer Haushaltshilfe und bin anerkannte Expertin und Autorin für Glückspraxis und Selbstliebe im Speziellen für Fatigue-Betroffene. Im Moment ist das alles ein großer Traum – wobei ich an der Expertin und Autorin in diesem Jahr „arbeiten“ werde.
Mein einziger Vorsatz für 2023 lautet: Ich gehe meinen Weg! Das ist einfach ein Vorsatz. Wie es damit gehen wird, das wird sich in den Vorhaben, Ideen und Zielen zeigen.

Ganz nach meinem Jahresmotto: Ich kann, ich will und ich werde! Und das mit Spaß und Freude!
Wie siehst du das? Hast du Vorsätze, die du (nicht) einhältst oder machst du dir erreichbare Ziele?
Nachdenkliche Grüße,

Die Glückspraktikerin