Den hätte ich jetzt nicht gebraucht. Ehrlich hatte ich eigentlich mit dem ersten Brustkrebst noch genug zu tun, also mit den Nachwirkungen. Im zweiten Halbjahr wurde ich dann mit dem neuen Brustkrebs konfrontiert und dachte mir nur „ach du heilige Schei*e“.
Aber dazu später mehr. Denn ich hatte ja großspurig angekündigt, dass ich pünktlich mit hunderten anderer Bloggerinnen und Bloggern den diesjährigen Jahresrückblog veröffentlichen werde. Nun ja, dass ich nicht pünktlich fertig werde, war mir eigentlich klar, nachdem ich den Insta-Post geschrieben habe. Aber weißt du was? Es ist mir egal, denn seit diesem Jahr gibt es bei mir eine andere Zeitrechnung. Beziehungsweise gehe ich seit Juli anders mit Terminen um. Für mich zählen Termine nur noch, wenn es Arzttermine sind oder es um meine Enkelin geht. Alles andere sind nun mehr Vorschläge. Denn seit der Krebs so heftig zurück ist hat sich vieles relativiert.
Und deshalb gibt es einen gestückelten Rückblick. Anders ist er sowieso, aber es ist ja mein Jahresrückblick 2024 und das habe ich eben 2024 so erlebt. Und wie gesagt wird der Rückblick auf Fragen offen lassen, weil ich es einfach noch nicht geschafft habe. Aber ganz bestimmt werde ich die fehlenden Teile ergänzen. Und auch die Bilder und Links noch einfügen, aber alles nacheinander.
Meine Themen und Highlights in 2024
Lanzarote
Doch bevor es mit einem ernsten Thema weitergeht, erzähle ich hier von unserem Urlaub auf Lanzarote. Ich werde diesen Abschnitt etwas später schreiben, weil ich im Kopf erst wieder sortieren muss, was wir da alles erlebt haben. Es wird um Lava, Touristen mit ihren Handtüchern, leckeres Essen, außergewöhnliche Hitze und Kunst von César Manrique gehen.
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Mammographie – umstritten bei vielen Frauen, unumgänglich in der Krebsnachsorge
Natürlich stecke ich immer noch im onkologischen Nachsorgeprogramm, weil ich ja 2012 an Brustkrebs erkrankt war. Auch wenn immer alles in Ordnung war, bleibt man lebenslang in diesem Programm. Und dazu gehört auch die Mammographie. Aua, denkst du vielleicht, wenn du auch weiblich undÜ50 bist und daher schon mal beim Mammographie-Screening warst. Ein Fluch und auch ein Segen kann so eine Untersuchung sein. In meinem Fall gehört die Mammo zum Standard.
Nachdem ich Anfang Mai bereits bei meinem Gynäkologen zur aktuellen Anamnese, Tastuntersuchung und auch für die normalen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen war, stand dann kurz vor Pfingsten die Röntgenkontrolle an. Ich sag mal so, es hätte besser laufen können. Normalerweise war ich immer schnell wieder raus, doch dieses Mal musste ich nachsitzen.
Wenn ich aufgerufen werde, bestelle ich bei der medizinisch-technischen Angestellten immer „schöne Bilder“. Dieses Mal hab ich es doch glatt vergessen. Sollte es sich als schlechtes Omen erweisen? Jedenfalls fiel es mir ein, nachdem die Aufnahmen der linken Brust gemacht waren. Dann habe ich auf die Besprechung und Auswertung der Bilder durch den Facharzt gewartet. Ungewöhnlich ruhig war ich dieses Mal, sonst hatte ich immer so eine Grundunruhe während der Warterei. Nun, was soll ich sagen? Es kam, wie es kommen musste. Die Bilder der linken Seite waren auffällig. Und der Gesichtsausdruck des Arztes war jetzt auch nicht so erleichtert wie sonst.
Ich sollte mich um eine Stanzbiopsie bemühen und das ginge sogar über meinen normalen Gynäkologen, da in der Partnerpraxis ein qualifizierten Arzt wäre.
Blöderweise war es Freitag Mittag und es stand das lange Pfingstwochenende bevor.
Optional: Bild.
Biopsie und Arzttermine
Wenn du sonst immer über die Problematik des deutschen Ärztesystems und die Schwierigkeiten mit der Terminvergabe meckerst, dann lies bitte hier dass es auch reibungslos und schnell gehen kann.
Allerdings wird es ein bisschen dauern, bis ich alles vollständig habe. Sorry, aber ich schreibe erstmal alle Themen zusammen.
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Hexenschuss, Lumbago und Ischias
Das wird jetzt länger. Wobei… Eigentlich ist das Thema nur der Anfang.
Aber vom Anfang an kommt ein bisschen später
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Ach du grüne Neune – Metastasen
Dieses Wort möchte man nie lesen. Und schon gar nicht, wenn man alleine ist und die Befunde des gerade gemachten CTs liest.
Doch mittlerweile bekommt man in vielen radiologischen Praxen einen QR-Code, mit dem man ohne Kontakt zum befundenden Mediziner Kontakt hatte. Die Assistentin macht die Aufnahmen, drückt den Patienten den Code in die Hand und verabschiedet einen, wie bei mir ins Wochenende.
Bums, da stand es schwarz auf weiß. Das was ich seit den oben erwähnten MRT und gefühlten Gefühlen schon fast wusste. Ich wusste noch nicht, ob ich wieder Brustkrebs habe, aber die Metastasen waren schon bestätigt. Na bravo! Und das hat selbst mich mal kurz aus der Bahn geworfen. Auch wenn ich schnell wieder zurück auf die Strecke kam, denn ab sofort konnte mir geholfen werden.
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Krankenhaus, alte und potentiell gefährliche Frakturen
Ich kam also ins Krankenhaus zur Schmerzeinstellung. Das gelang nicht soooo gut, denn die Palliativmedizinerin war am Wochenende nicht im Dienst. Und da war plötzlich das Wort: Palliativ. Und schon stieg in mir so ein komisches Gefühl auf. Angst. Angst, dass es jetzt plötzlich ganz schnell gehen könnte. Palliativ hat doch so einen merkwürdigen Beigeschmack, für mich jedenfalls. Palliativ behandelt werden nur Patientinnen und Patienten, die schwerstkrank sind und im Sterben liegen.
So fühlte ich mich nicht, es wäre mir auch nicht bewusst gewesen, dass ich eine schwere Erkrankung habe. Und so langsam wurde es mir doch bewusst. Ich habe Krebs, schon wieder. Und dieses Mal habe ich Metastasen. Plötzlich bin ich unheilbar krank, schwerkrank und bekomme Palliativbehandlung. Die Bedeutung muss ich tatsächlich googeln. Und dann hat mich die Definition aufgeklärt und ein wenig versöhnt. Palliativmedizin umfasst „die ganzheitliche Behandlung von Patienten, mit einer weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf kurative Behandlung anspricht und die Beherrschung der Schmerzen, anderer Krankheitsbeschwerden, psychologischer, sozialer und spiritueller Probleme höchste Priorität besitzt.“ Auf der einen Seite wurde mir damit bewusst, dass es „ernst“ ist. Auf der anderen Seite war mein Optimismus schnell wieder da. Und Dankbarkeit und Motivation sowieso – ich will einfach weiter gute Laune haben, gerade jetzt wo mein Leben definitiv verkürzt ist.
Welche Auswirkungen die Metastasen haben und hatten und was noch passieren wird, ergänze ich noch.
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Bestrahlungen, schon wieder Krankenhaus und eine weitere OP
Zur Stabilisierung der Metastasen habe ich Bestrahlungen bekommen. 36 Stück sind schon ziemlich viel und alle stationär, weil ich nicht transportiert werden durfte. Also vielmehr durfte ich nicht normal mit dem Auto gefahren werden, sondern ich hätte liegend transportiert werden müssen. Und das wäre sehr aufwändig und kostenintensiv gewesen. Da ist der stationäre Aufenthalt selbst für mich als Krankenhausschisserin angenehmer.
Und dann musste ich miterleben, wie eine Bettnachbarin innerhalb von wenigen Tagen plötzlich und unerwartet verstarb. Dieser Kontakt mit dem Tod machte mir bewusst, wie schnell das Leben enden kann und dass es auch dann schöner ist, wenn man glücklich ist und sich nicht über ungelegte Eier oder unveränderbare Dinge aufregt und deshalb ständig im Jammermodus steckt.
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Konfettikanone, Wunschrakete und Weihnachtspuzzle
Hier schreibe ich noch über die Konfettikanone, die ich gestartet habe, als ich nach 7 Wochen aus dem Krankenhaus nach Hause durfte und was es mit der Wunschrakete auf sich hat, löse ich eh erst Silvester um Mitternacht auf.
Mein 2024-Fazit
Worauf bin ich 2024 stolz?
Ich bin stolz auf mich, dass ich bis hier hin gekommen bin. Ich bin stolz, dass ich wieder auf meinen Füßen stehe und wieder ein paar Schritte gehen kann. Ich bin stolz auf mich, dass ich alles ertragen habe und es mir deshalb wieder einigermaßen geht. Ich bin stolz auf mich, dass ich die Krebserkrankung akzeptiere und auch damit wirklich glücklich bin.
Was war die beste Entscheidung, die ich 2024 getroffen habe?
Das klingt vielleicht jetzt ziemlich blöd, aber die beste Entscheidung, die ich dieses Jahr getroffen habe, ist die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst, damit ich einen Pflegegrad erhalte und eine Pflegeperson (mein Mann) benennen kann
Was habe ich 2024 über mich selbst gelernt?
Ich habe mal wieder festgestellt, dass ich viel aushalten kann, dass ich nicht lange brauche, um wirklich wichtige Entscheidungen zu treffen und dass ich trotz der ganzen doofen Ereignisse glücklich bin. Und dass ich regelmäßige Mittagsschläfchen einführen muss.
Erste Male: Das habe ich 2024 zum ersten Mal erlebt/gemacht.
Mal sehen, muss ich noch überlegen
Welche wichtigen Lektionen hat mir 2024 mitgegeben?
Das Leben ist endlich und das kann manchmal schneller kommen als man denkt.
Wofür bin ich 2024 besonders dankbar?
Natürlich für meinen Mann und dann für mein Ärzteteam, das liegt natürlich an der wahnsinnig tollen Unterstützung in den verschiedenen Phasen 2024.
Was waren meine größten Herausforderungen in 2024?
Die größte Herausforderung ist natürlich meine unheilbare Erkrankung und dass ich geduldig im Rollstuhl gefahren werden musste. Überhaupt alles mit Geduld ist immer meine Herausforderung.
Was ist 2024 richtig gut gelaufen?
Dass ich nach 2 OPs wieder gehen darf
Was lasse ich im Jahr 2024 zurück und nehme es nicht mit in 2025?
Muss ich in einer ruhigen Minute mal überlegen
Mein 2024 in Zahlen
anders als Judith es hier vorgibt, habe ich ein paar krankheitsbedingte Zahlen
– 2 OPs
– 8 Schrauben und 2 ca. 15cm lange Metallstäbe in der Brustwirbelsäule
– 1 Gamma-Nagel in ganzer Oberschenkellänge
– 14 Tabletten täglich (vorher noch nicht mal eine Kopfschmerztablette)
– 1 monatliche Injektion
– Medikamente im Wert von ca. 7.500 Euro pro Monat
Mein Ausblick auf 2025
Was ich 2025 anders (besser) mache
Das hier folgt später, viel später, vielleicht erst nächstes Jahr – hahahaaa
Diese Abenteuer erlebe ich 2025
Ich hoffe natürlich, dass ich noch viele schöne, selbst gewählte Abenteuer erleben darf. Welche es sind, wird sich wohl erst im Laufe des Jahres zeigen. Denn mein Jahr 2025 beginnt mit dem Abenteuer „Bestrahlungen 37 bis 46“, dafür fährt mich mein Mann wieder nach Wetzlar in die Radioonkologie.
Diese großen Projekte gehe ich 2025 an
Urlaub mit Rollstuhl, GdB 100 und ein paar speziellen Bedürfnissen – dafür den richtigen Urlaubsort und das passende Hotel zu finden, wird definitiv ein großes Projekt sein.
Was ich mir für 2025 vorgenommen habe
Irgendjemand sagte mir im Laufe des Jahres, ich wäre die Optimismus-Queen. Ja das mag sein, dass ich vieles positiver sehe als andere. Schade ist nur, dass ich das so oft erklären musste. Dass ich mich erklären musste, warum ich trotz aller Umstände so positiv reagiere. Und auch dass man es nicht missverstehen soll, dass ich natürlich trotz guter Laune genau weiß, was mit mir passiert und dass ich auch um den Ernst der Erkrankung weiß. Ich bin ja nicht doof 😉
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Meine Ziele für 2025
- Lachen, viel und oft
- Häkeln, meine Leidenschaft
- Spiritualität, tiefer gehen und (kennen-)lernen
- Bloggen, öfter und ständig
- Journaling, ein eigenes Journal an meine Bedürfnisse anpassen
- Leben, überleben, weiter leben, lebendig sein
- Glücklich sein
Mein Motto für 2025 heißt:
Es geht um mich als Mensch und nicht um den Krebs!
Eine kurze Erklärung dazu: ich möchte mich nicht nur über den Krebs definieren lassen. Ich bin immer noch ich und nicht nur die mit Krebs. Auch in den zahlreichen und hoffentlich noch sehr, sehr vielen medizinischen Behandlungen soll es um mich gehen. Und ich kann mich glücklich schätzen, dass es in meiner onkologischen Tagesklinik wirklich so ist. Zu allererst schauen die Ärztinnen und Ärzte und auch die netten Fachangestellten wie es mir geht. Ich glaube nämlich, dass es dem Krebs nicht gut geht, wenn es dem Menschen gut geht. Und das ist also in der Onkologie ein wichtiges Ziel: dem Krebs geht es an den Kragen.
Das war er also, mein Jahresrückblick. Ich weiß nicht, ob du diese Art Jahresrückblick gut findest. Aber das ist mir auch egal. Denn es ist meiner. Wenn du magst, kommentiere doch gerne. Hast du auch einen Rückblick geschrieben? Dann lass unbedingt deinen Link da, dann schau ich vorbei.
So und jetzt mach ich ein verspätetes Mittagsschläfchen, denn ich muss ja bis Mitternacht wach bleiben können. Ich muss ja meine Wunschrakete zünden.
Liebe Grüße
