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Oktober – Brustkrebs-Monat

Pinktober – Aufmerksamkeit, Solidarität und Sensibilisierung

Wir schreiben das Jahr 2022 und immer noch ist es für viele Frauen schwierig über Brustkrebs offen und neutral zu reden. Vielen Betroffenen ist es anscheinend peinlich oder unangenehm, sie schweigen darüber. Doch warum nur? Ich habe jedenfalls keine Ahnung, denn ich erzähle jedem darüber, der mehr erfahren möchte (oder auch nicht).

Brustkrebs kann jede treffen (übrigens auch Männer), statistisch gesehen „erwischt“ es jede 8. Frau einmal in ihrem Leben.
Früherkennung, Vorsorge, Forschung – auf all das machen viele Organisationen und Betroffene im Brustkrebs-Monat Oktober jedes Jahr aufmerksam.

Das pink ribbon – die pinkfarbene Schleife ist das „Erkennungszeichen“ für Betroffene, Survivor, Angehörige oder Unterstützer.

Ich selbst habe einen kleinen Schlüsselanhänger, der an meiner Handtasche baumelt. Ein Pin in Form eines Schutzengels mit pinker Schleife ziert eine Jacke.

Ich glaube, das ist nicht genug. Wir müssen mehr darüber reden. Über den Krebs, die Behandlungen (ja auch darüber wie es uns dabei ging), die Nachwirkungen, die regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen. Dass frau regelmäßig zur gynäkologischen Vorsorge gehen und sich dort ggf. eine Ultraschalluntersuchung der Brust gönnen soll (auch wenn es noch nicht immer von der Krankenkasse bezahlt wird) – was sind schon ein paar Euro für die eigene Gesundheit.

Zum Thema Mammographie möchte ich sagen, dass ich voll hinter dieser Untersuchungsmethode stehe. Auch wenn sie umstritten ist, vor allem bei Nicht-Betroffenen. Ja, meine Güte, das Einquetschen der Brust tut einen kurzen Moment weh. Die Röntgenassistentinnen wissen genau was sie tun, sind so geschickt und schnell, dass es wirklich nur 5 Sekunden dauert. Entspannt bleiben und sich einlassen, hilft auf jeden Fall, dass es schnell geht.

Und ja, natürlich sind es Röntgenstrahlen. Durch das flache Zusammendrücken der Brust wird die erforderliche Strahlungsdosis auf ein Minimum gesenkt. Ich glaube, bei Flugreisen ist man höheren Belastungen ausgesetzt.
Es ist auch immer die Rede von falsch positiven Diagnosen und unnötigen Behandlungen. Ich behaupte jetzt mal, dass nach einem auffälligen Befund in einem zertifizierten Brust-Zentrum alles getan wird, um nach weiteren Untersuchungen die richtigen Schritte zu gehen und genau das durchzuführen, was wirklich notwendig ist – nicht mehr und nicht weniger.

Ich selbst setze auf Vertrauen in die Fachleute, den eigenen Verstand und die Offenheit, sich einzulassen, sich bei geeigneten Quellen zu informieren und dranzubleiben. Die Medizin macht Fortschritte, Therapien werden laufend weiterentwickelt, die Heilungschancen steigen.

Und doch lese ich gleichzeitig, dass es jedes Jahr 70.000 Neu-Patientinnen gibt und immer noch über 18.000 Frauen jährlich daran sterben, trotz guter Möglichkeiten, macht mich das sehr traurig.

Doch was kann man selbst noch tun?

Wir müssen auch darüber reden, dass frau sich selbst abtasten soll. Nicht nur wann es der Zyklus vorgibt, auch zwischendurch immer mal wieder. So lernt man sich und den Busen kennen, daran ist auch überhaupt nichts verwerflich oder peinlich. Ganz plakativ: touch your titscheck your boobs right.
Und falsch machen kann frau dabei auch nichts! Im Gegenteil: es nicht zu tun, ist falsch. Und lieber einmal im Zweifel zu oft nachfragen, als zu spät dran zu sein.
Denn falls es dich trifft, falls der Krebs sich deine Brust, deinen Körper ausgesucht hat, dann ist es besonders wichtig, schnell und früh zu behandeln.

Mädels, tut alles, um das Dingen dann wieder loszuwerden, so schnell es geht.

So wie bei mir. Ich habe den Tumor selbst getastet. Gut, das war bei mir jetzt nicht besonders schwieg, weil er an einer sehr ungewöhnlichen Stelle war und dort deutlich zu spüren war. Ich war mir nicht sicher, was es ist, ich hatte zuerst auf einen verspannten Brustmuskel getippt. Der Hausarzt (bei dem ich wegen einer anderen Sache war) hat mich sofort zur Gynäkologin geschickt. Ich möchte dazu sagen, dass ich etwa drei Monate vorher erst zur normalen Vorsorge dort war, da war noch alles in Ordnung.
Aber weil ich meinen Körper und meinen Busen kenne, haben alle schnell handeln können. Und das war gut so. Ja, es war ein Einschnitt, große Ungewissheit, ich fühlte mich überrumpelt, aber auch sehr gut betreut.
Wenn du mich kennst, sagst du jetzt „ja du…Du bist immer positiv, dich kann nichts unterkriegen.“ Das mag sein, es hilft in so einer Situation auch unheimlich, positiv zu bleiben und auch in beschissenen Zeiten gute Laune zu generieren. Denn schlechte Laune oder negative Gedanken helfen sicher nicht.

Ich hatte also Glück im Unglück. Der Tumor war noch relativ klein, aber schnell wachsend. Durch die geringe Größe konnte er vollständig und großflächig entfernt werden und ich durfte meine Brust behalten. Wenn es anders hätte sein müssen, wäre das für mich auch kein Thema gewesen. Durch die frühen Untersuchungen und Behandlungen hatte der Krebs auch keine Chance, sich im Lymphsystem oder sonst wo einzunisten. Mit einem super Ärzte- und Pflegeteam im Klinikum Hanau, einem Zimmer mit Meerblick (da hatte ich hier schon mal berichtet) und OP, Chemo, Bestrahlung, ‚Antihormontherapie‚ sowie Reha habe ich „Dat Dingen“ wegbekommen. Also ist alles in allem gut verlaufen.

Ich bin jetzt seit 10 Jahren krebsfrei (gerechnet seit Abschluss der Behandlungen) und tue alles, was in meiner Macht liegt, damit es so bleibt. Fuck cancer!
Penibel achte ich darauf, alle Nachsorgeuntersuchungen und Mammographie-Termine einzuhalten. Auch wenn ich jedes verdammte Mal mehr als nur ein bisschen nervös vor dem Arzttermin bin. Umso größer ist dann immer meine Erleichterung, wenn Gynäkologe und Radiologe sehr zufrieden mit den Ergebnisse sind.

Der nächste „Meilenstein“ auf meinem Weg des Überlebens ist, dass die Behandlung mit Tamoxifen demnächst beendet werden kann. Tamoxifen ist quasi „der“ Arzneistoff in der Therapie von Brustkrebs, der gezielt an den Andockstellen weiblicher Geschlechtshormone wirkt und so das Wachstum hormonabhängiger Tumore hemmen kann. Ich gehöre aufgrund meines Alters zu der Patientinnengruppe, die davon profitieren, das Mittel 10 Jahre einzunehmen. Darüber hinaus hat es allerdings keine nennenswerten weiteren Vorteile. Aber es war der richtige Weg.
Dass ich als Langzeitfolge eine Fatigue behalten habe, ist zwar blöd, aber hey…ich lebe. Das ist es doch, was zählt. Und vielleicht gibt es eine deutliche Verbesserung, wenn das Tamoxifen aus meinem Körper herausgearbeitet ist. Ich bin gespannt.

Und ich will auch ganz ehrlich sein. Ich habe Angst, dass das Mistding wiederkommt. Spätrezidiv heißt das medizinisch ausgedrückt. Oder dass es doch noch zu (Spät-)Metastasen kommt, die jetzt noch unentdeckt sind und nach dem Absetzen weiterwachsen. Trotzdem bin ich sehr zuversichtlich, dass ich gesund bleibe. Und ich freue mich auf die Zeit, nicht mehr an die Tablette denken zu müssen.

Dabei fällt mir gerade ein, dass das vielleicht der richtige Zeitpunkt wäre, noch einmal ein paar „Sorgensteine“ zu beschriften und diese dann in ein Gewässer zu schmeißen – so richtig weit weg und damit auch ein paar Sorgen loszulassen.
Darüber erzähle ich dann demnächst mal – versprochen.

Ich hoffe sehr, dass ich mit meinen Erfahrungen auch ein bisschen dazu beitragen kann, dass die Aufmerksamkeit für Brustkrebs wächst.
Wenn du mehr über mich, meine Geschichte und meinen Weg durch die Behandlungen oder über eine tumorbedingte Fatigue erfahren möchtest, schreib mir einfach eine Nachricht über die Kommentare. 

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