Wie komme ich als Fatigue-Betroffene und Scannerin ins Tun? Hilft es mir, wenn ich selbst 20-Minuten-Aktivitäten vorplane? Kann ich den Plan dann einhalten? Will ich so eine feste Struktur?
Scannerpersönlichkeit ist ein weiteres Schlagwort, was mich charakterisiert. Hast du schon mal etwas davon gehört? Sandra Reekers arbeitet mit Scannerpersönlichkeiten und hat es auf ihrer Webseite mal zusammengefasst.
Meine hohen Ansprüche an mich und meine Fatigue werden keine besten Freunde mehr. Aber ein bisschen vertragen oder Frieden schließen, das wäre schön. Oder besser gesagt, ich schließe Frieden – mit beidem. Mit der Fatigue friedvoll umzugehen, ist sowieso wichtig, weil ich mir sonst mein Leben unnötig schwer mache. Deshalb habe ich bereits vor Jahren erlaubt, dass die Erschöpfung quasi meine Begleiterin ist. Kein Feind gegen den ich kämpfen muss, denn das ginge nach hinten los, würde mordsmäßig Energie rauben und würde zu nichts führen.
Das mit den Ansprüchen ist ein weiteres Thema. Manchmal denke ich eben immer noch, dass ich 40 (oder 12) bin und keine Einschränkungen habe und das, das, das und das leisten „muss“, kann und auch möchte. Ich will mir oder wem auch immer beweisen, dass ich vielseitig begabt bin, nicht ganz dumm und was ich damit alles anfangen kann. Aber ich arbeite dran. Ich sehe vieles schon lockerer und es wird besser. Aber verdammt nochmal ich will aber *stampf mit dem Fuß auf wie ein trotziges Kind.

Vielseitig interessiert zu sein finde ich toll. Ich möchte so viel tun, lernen, erleben. Handarbeiten wie stricken, häkeln, nass und trocken filzen, Makramee, Crotat oder Occhi lernen, mehr nähen. Dann finde ich Neurographik mega interessant und würde mich gerne damit beschäftigen. Oder tiefer in die Themen Tarot und Aromatherapie einsteigen. Auch sportlich darf’s mehr sein wie z.B. Gymnastik, Yoga, Qigong, Hula Hoop oder Trampolin – oder regelmäßig schwimmen gehen.

Und ich möchte lesen, (m)ein Buch und ganz viele Blogartikel und Posts schreiben. Ich möchte Kurse für PME, Achtsamkeit und Meditation leiten, Menschen anleiten und fachlich mehr über Fatigue lernen und weitergeben. Lachyoga praktizieren. Auch positive Psychologie finde ich sehr interessant und würde gerne mehr wissen. Mein Hochbeet richtig verstehen. Und Kurz- bzw. Langurlaube machen, Städte entdecken, wandern… Und und und…Dabei habe ich bestimmt noch einiges vergessen.

Ich weiß natürlich, dass ich wegen meiner Erschöpfung bei weitem nicht so viel hinkriege oder besser gesagt es nicht so schnell und schon gar nicht parallel.
Meine Psychotherapeutin meinte dazu auch, dass es als Macherin und vielseitige, intelligente Frau in dieser Situation wirklich schwierig für mich ist.
Doch wie bekomme ich jetzt meine (schon heruntergeschraubten) Ansprüche, die vielen Ideen und Wünsche, meine Neugier und die tumorbedingte Fatigue unter einen Hut?
In den vier Rehas haben mir die Terminpläne sehr viel Struktur gegeben und ich liebe Struktur. Da waren die meisten Termine so um die 20 bis 25 Minuten lang.
Das könnte ich ja vielleicht auch mal für Zuhause planen. Ich spreche nicht von den Hausarbeiten, die habe ich bereits geplant. Allerdings sehe ich diese im Moment eher als „Empfehlungen“ statt als feste Zeiten und ich schludere schon des öfteren mal und hake das ToDo einfach unbearbeitet ab. Die Aufgabe kommt ja meistens wiederholend im Plan vor – nach dem Motto „morgen ist auch noch ein Tag“.

Zuhause ist es auch immer noch anders als in der Klinik, weil ich mich dort ausschließlich um mich kümmern könnte. Kein putzen, kein einkaufen, kein kochen, kein waschen….nur ich.
Von den ca. 6 Terminen am Tag dort musste ich zwar auch schon mal den einen oder anderen ausfallen lassen. Damit konnte ich gut umgehen. Allerdings hatte ich selbst dort kaum „Kopf“ für Außerplanmäßiges oder Hobbys.
Wenn ich jetzt auch so um die 6 Zeiten vorgebe, dann könnte das funktionieren.
Mal durchdenken… Von den 6 Terminen sind schon mal 2 für die Gassirunden vordefiniert. Bleiben 4 für Haushalt und Ideen. Das kommt nicht hin. Das muss ich mir aufmalen.

Möchte ich mich wirklich so „verplanen“ und festlegen? Was ist dann mit Spontanität? Andererseits – so wie jetzt möchte ich das auch nicht.
Und dann ist da irgendwie eine Angst, die Ideen nicht umsetzen zu können oder das Neue nicht zu kapieren, weil meine Konzentration nicht lange reicht. Nein, nicht Angst, eher so Bedenken/Gedanken „für 20 Minuten lohnt es sich eh nicht anzufangen“. Und wegen dieser Vorstellung fange ich gar nicht erst an und es bleibt bei der Idee und ich ärgere mich über mich selbst, dass ich nicht angefangen habe.
Mein Kopf weiß, dass das totaler Blödsinn ist, mein Bauchgefühl auch. Doch wie komme ich ins Tun? Ist ein fester Plan dafür eine Hilfe? Ich muss ja auch nicht alles gleichzeitig stemmen. Nach und nach, mal dies, mal jenes…
Der Spagat zwischen vielen, wirklich sehr vielen Ideen, meiner Neugier und meiner Fatigue ist schwierig. Wie war das mit eigenen Ansprüchen und so? Das ist mein Teufelskreis, aus dem ich aussteigen will.
Fest steht, dass es so für mich nicht akzeptabel ist. Diese Fatigue macht mich zwar erwerbsunfähig, zwingt mich nach vielen neuen Lösungen zu suchen und knockt mich oft aus. Das habe ich soweit angenommen. Auch dass ich nach meiner Erkrankung und mit den Langzeitfolgen eine andere Dani bin. Und trotzdem will ich mich nicht komplett unterbuttern lassen. Ich möchte schöne Dinge tun, die Spaß machen, die mich ein bisschen fordern und womit ich auch ein wenig Bestätigung ernte (und wenn’s nur meine eigene ist).
Ich werde die Termin-Idee mal testen. Wenn’s nicht passt, bin ich frei, dies abzuändern. Ich bin schließlich die Queen of my plans.

Und außerdem muss man ja auch noch genügend Zeit haben, um einfach rumzusitzen.

So wie hier zum Beispiel – da könnte ich sogar glatt alle meine Ideen vergessen und einfach vor mich hingucken.
Während ich das jetzt so schreibe (okay es waren mehrere Tage), fällt mir kurz vor dem Veröffentlichen auf, dass mir das Thema ziemlich viel abverlangt hat. Es ruft merkwürdige Emotionen hervor – resigniert, verärgert, unentschlossen sogar lustlos mich tiefer damit zu beschäftigen. Ich war sogar kurz davor, alles hinzuschmeißen – Blog, Instagram, Pläne und überhaupt alles. Und dann fiel mir wieder ein – neeee, ich lasse doch diese Fatigue nicht gewinnen – ICH bestimme über mein Leben – fertig.
Und dann ist heute dieser Supervollmond im Schützen. Auch wenn ich von Astrologie und Mondkalender nicht viel verstehe, glaube ich an die Macht und die Wirkung der Mondin. Vielleicht waren diese Gefühle auch vom Mond beeinflusst – ich merke das irgendwie immer häufiger, dass ich bei speziellen Phasen anders drauf bin.
Also habe ich mal recherchiert, ob mein Eindruck zur spirituellen Bedeutung der Mondphase passt. Und siehe da – für den Widder (also für mich) gilt: „Jetzt ist die Zeit für Wiedergeburt und Reorganisation. „Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Ideen immer überall verstreut sind, nehmen Sie sich etwas Zeit, um einen realistischen Plan zu entwickeln“, sagte Rae. „Erschaffe Gewohnheiten, an denen du festhalten kannst und von denen du dich nicht überwältigt fühlst. Erlaube dir, aus deinem eigenen Kopf herauszukommen und mehr in der Realität zu leben.“
Oder von der Astrowoche etwas anders ausgedrückt: „Die Vollmond-Energien im feurigen Schützen spornen den ohnehin schon energetischen Widder nur noch weiter an. Voller Arbeitseifer und Zuversicht können Sie sich neuen Herzensprojekten widmen, Ihren Alltag neu und effektiver strukturieren. Der Schütze-Mond stärkt außerdem Ihre Kommunikationsstärke, weshalb es besonders leichtfällt, neue und interessante Kontakte zu knüpfen, die sich noch als ziemlich nützlich erweisen werden.
Auch Ihre körperlichen Energiereserven werden aufgeladen und der Zeitpunkt, um mit einer neuen Sportart oder einer Ernährungsumstellung anzufangen, könnte nicht besser sein.“

Mit anderen Worten… Ich mach dann mal ’nen Plan.
Möchtest du wissen, wie mein Plan vom Plan weitergeht? Dann schau demnächst gerne wieder vorbei – hier oder bei Instagram.
♥liche Grüße, deine Dani
Toll geschrieben, danke für Deine Offenheit ❤️ Ich kenne das Thema Vielseitigkeit und kann dein „Spannungsfeld“ sehr gut nachfühlen. Ich hab aufgehört, mir Tagespläne zu machen. Die funktionieren bei mir nicht. Ich funkrioniere so nicht. Inzwischen habe ich mich mit meiner intuitiven Vorgehensweise angefreundet, die funktioniert am besten. Nach dem Motto „folge der Energie“. Ich nehme mir Aufgaben vor, entscheide aber situativ, ob ich darauf gerade Lust habe oder nicht. Du wirst deinen Weg finden.
Liebe Grüße, Marita
Danke für deine Sichtweise – ich suche immer noch nach „dem“ Weg wie es am besten funktioniert.
Im Moment beschäftigt mich erstmal noch ein anderes Thema – lies gerne dazu meinen Blogartikel.
Sonnige Grüße
Dani
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