Man liebt sie oder man hasst sie! Die To-Do-Liste. Sie schreibt einem vor, was man zu tun hat. Am besten noch wann man etwas zu tun hat. Sie belohnt mit einem Häkchen die erledigte Arbeit und bestraft mit der Abwesenheit dieses Häkchens und zaubert so vielleicht den Gedanken „du warst faul“ in dein Hirn.
To-Do-Listen können Stress abbauen. Ja und sie können auch Stress erzeugen. Nämlich dann, wenn zu viel drauf steht und man zu viel davon nicht „schafft“. Und das schafft einen, es schafft einem schlaflose Nächte oder es schafft zumindest ein Gedankenkarussell. Und mit diesem ganzen Schaff schafft man dann nur eins – nichts Sinnvolles!
Warum schreibe ich das alles?
Weil ich in den letzten Wochen ein bisschen mit meiner To-Do-Liste gestruggelt habe, wie man so schön denglisch sagt. Und das obwohl ich Listen in jedweder Form liebe.

Ich dachte, dass ich mir mit einer To-Do-Liste einen Gefallen tue und meine Fatigue damit zähmen könne. Also packte ich alles rein, was so alltäglich getan werden sollte. Tätigkeiten aus dem Haushalt wie Bügeln nach dem Waschen, einkaufen, staubsaugen und wischen usw. Bis ins kleinste Detail hatte ich sogar den Waschtag aufgedröselt oder einen genauen Ablauf geschrieben, wann ich wie die Bettwäsche zu tauschen habe inkl. abziehen, waschen, neu beziehen und zusammenlegen… Alles in kleinen Häppchen, damit ich das auch schaffe, ohne dass es mich schafft (hatten wir oben ja schon mal).
Außerdem standen da so tolle Dinge drin, die ich eh nicht vergesse wie „Gassi gehen“. Da der Hund seine eigene innere Uhr hat, erinnert er mich von sich aus pünktlich zur Erfüllung dieser Aufgabe.

Zusätzlich standen Einträge aus dem Kalender drin, weil ich meinen Google-Kalender mit der To-Do-App verknüpft hatte.
Und dann kam der Tag wo ich diese To-Do-Listen-Sache für mich hinterfragen durfte!
Vor zwei Wochen war ich so megamäßig unzufrieden mit mir, mit der Situation und dem Listen-Schei*
Ich hatte mehrere Tage hinter mir (mal wieder), an denen ich die Aufgaben aus der Liste nicht „abgearbeitet“ hatte, weil mir die Kraft oder schlichtweg auch mal die Lust fehlte. Und dann standen die Aufgaben hartnäckig am nächsten Tag immer noch drin. Also habe ich sie einfach abgehakt, damit sie verschwinden und zur Wiederholung am nächsten vorgesehenen Termin wieder aufploppen.
Auch sonst hatte ich Zweifel an meinem Tagesablauf. Nicht nur was die „Pflicht“ angeht. Auch die „Kür“ konnte ich nicht genießen – nein, noch nicht mal irgendetwas Schönes tun konnte ich. Ich habe mich irgendwie bestraft, weil ich ja die Pflichten schon nicht erledigt hatte. Wie könnte ich denn dann so arrogant sein und statt gesaugt zu haben einfach ein Hörbuch hören oder an einem Mandala weiterhäkeln? Nein, das geht doch nicht!
Glaubenssätze dürfen verändert werden
Toller Glaubenssatz! Dahinter steckt natürlich „erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“. Scheint sehr tief verwurzelt zu sein.
Dabei sollte ich doch als Erwerbsminderungsrentnerin auch ein vergnügliches Leben genießen dürfen, oder etwa nicht?!
Ich hatte so viele Pläne, die ich auch am liebsten mit in die To-Do-Liste reingepackt hätte. Ich dachte, ich verordne mir so die schönen Tätigkeiten gleich mit. Das hat natürlich mäßig bis gar nicht funktioniert. Übrigens hatte ich schon mal einen Blogartikel „Plan oder nicht Plan? That’s the question!“ geschrieben, wo ich darüber berichtet habe, was ich alles so vorhabe. Das hat sich zum Teil verändern oder besser gesagt, erweitert.
Eine Liste von den Dingen, die ich mir für die Zeit als Rentnerin vorgenommen hatte, sollte ich erstellen. So wurde mir in der einen oder anderen Therapiestunde empfohlen. Das habe ich gemacht – haufenweise Pläne, wie du in meinem Blogartikel „Kann man zu viele Pläne haben?“ lesen kannst.

Und genau diese Gedanken an die Therapiestunden kamen gleichzeitig mit dem To-Do-Listen-Zweifel wieder hoch.
Die Krönung hieß dann „ich bin leistungsunfähig, schaffe nichts, weder aus der einen noch aus der anderen Liste!“ Es ist unglaublich, was man sich selbst so glaubt.
Ich wollte das aber nicht mehr glauben. Ich wollte doch ein schönes Leben haben als frühe, unfreiwillige Rentnerin, die zwar erwerbsgemindert ist, aber doch nicht tot. Nur weil mich so eine Langzeitnachwirkung nach einer Krebserkrankung aus dem Erwerbsleben geschubst hat, heißt das ja schließlich nicht, dass ich gar nichts mehr kann.
Je tiefer ich in diesen Glaubenssatz eintauchte, umso unzufriedener wurde ich. In mir wuchs Ärger und Wut auf mich, auf diesen Glaubenssatz, den ich aus der Kindheit wohl mitgenommen hatte. Überspitzt gesagt: „Nur wer was leistet, ist wertvoll!“
F*ck, denn genau das bewies mir auch irgendwie meine übervolle To-Do-Liste, die ich nicht abgearbeitet bekam. Der Kopf, der Verstand weiß, dass ich sehr wohl ein wertvoller Mensch bin und natürlich auch schöne Dinge tun darf, obwohl im Wohnzimmer noch Spuren von Tobys Tiefbauarbeiten im Garten herum liegen. Doch das Herz fühlte es nicht. Und der Bauch sagte dann dazu, der Verstand hat Recht, mach doch einfach mal, was du willst. Einfacher gesagt als getan, für mich…
Welche Lösung finde ich?
Doch wie soll ich diesen Konflikt lösen? Ich sprach mit einer guten Freundin darüber. Sie hat mir schon des Öfteren tolle Impulse gegeben und auch hier bekam ich eine Idee.
„Lebe in den Tag hinein! Mach keine Pläne, keine Listen! Entscheide spontan, was du tun willst!“ Ihr hätte das viel Freiheit im Tun gebracht und sie sei dadurch sogar produktiver geworden.
Zuerst dachte ich natürlich, dass das zwar gar nicht meiner Natur entspricht, ich es trotzdem mal ausprobieren möchte. Meine Intuition, mein Bauchgefühl war einverstanden und wollten das Herz mitnehmen, wenn’s funktioniert.
Ich schmiss alle Aufgaben aus der App, löschte alles was den Haushalt betraf. Dass ich Bettbezüge waschen sollte, stand nun seit 6 Wochen drin, mittlerweile war die nächste Bettwäsche längst gewechselt und türmte sich daneben.

Löschen, alles löschen? Wirklich? Ja!!! Es war wie etwas Ungeliebtes und Schmerzendes loszulassen. Ich ließ nur noch einige wenige Dinge stehen, die nicht in den normalen Kalender passen, die ich aber nicht vergessen will.
Am ersten Tag fühlte es sich merkwürdig an, dass nicht ständig eine Benachrichtigung kam, dass ich nichts tun MUSS. Es fühlte sich wie Freiheit an. Wenn ich keine Lust auf Staubsaugen hatte, dann drohte nun wenigstens keine Liste, dass ich es nicht erledigte. Die einzige Konsequenz war halt, dass nicht gesaugt war. Der Kopf sprang dann ein und sagte mir „kannste ja morgen machen“.
Doch irgendwas funktionierte nicht mit der Idee, dass ich nun frei war von To-Dos. Es klappte nicht, dass ich einfach loslegte. Ich kam nicht ins Tun. Ich habe nicht gelesen, nicht geschrieben oder gebloggt, nicht gehäkelt, kein Yoga gemacht…
Das Gefühl der Freiheit verschwand schnell, eine noch größere Unzufriedenheit entstand und meine Erschöpfung verschlimmerte sich enorm. Stress ist Gift für Fatigue. Ich fühlte mich so richtig schei*e jetzt. So viele Ideen (vielleicht zu viele Ideen) verpufften in dieser „Freiheit“, die ich nicht nutzte.
Dann war der Punkt erreicht, dass ich dieses Experiment beenden wollte und das habe ich nun getan.
Doch nicht das Richtige! Eine andere Lösung muss her!
Ich liebe Listen, ich „brauche“ Listen. Jetzt darf ich mal hinschauen, dass ich für mich einen passenderen Umgang damit finde. Eine To-Do-Liste, die mir keinen Stress macht, sondern eine Art, die mich wirklich unterstützt. Eine Liste, die meine vielen Ideen verwaltet und mich nicht blockiert.
Meine gewohnte App werde ich wieder etwas füllen, um Struktur in meinen Alltag und auch in meinen Haushalt zurückzubringen. Denn so eine Struktur liebt meine Fatigue nämlich gar nicht – oder liebt sie sie? Was meine ich denn damit? Ich brauche eine gewisse „Ordnung“. Die triggert meine Fatigue nämlich nicht. Was (m)eine Fatigue zusätzlich negativ beeinflusst ist negativer Stress, auch Disstress genannt. Und ich habe Stress, wenn ich keine Struktur habe. Also strukturiere ich mein Leben wieder etwas mehr. Allerdings würde ich es eher Gewohnheiten oder Routinen nennen.
Wenn ich nach diesen Routinen lebe und meine Gewohnheiten schön pflege, habe ich deutlich weniger Stress. Ich glaube, das können viele Menschen so unterstreichen.

Ich werde nun nicht mehr haarklein alles minutiös vorausplanen. Denn ein bisschen Spontaneität tut auch gut. Das solltest du auch unbedingt für dein Leben „einplanen“. Freie Zeit für dich oder spontane Ideen. Wenn du sowieso schon einen vollen Terminkalender hast und Kindertermine, deine privaten und beruflichen Termine unter einen Hut bringen musst, dann rate ich dir außerdem, unbedingt Verabredungen mit dir selbst zu treffen und diese auch dringend einzuhalten – schei*egal ob deine Freundin nur genau dann Zeit hat, um bei einem Prosecco über Edelgards Eheleben herziehen zu wollen. Du weißt, was ich meine 😉
Selfcare! Auch Selbstliebetrainerinnen brauchen Nachhilfe!
Um mir auch meine viele freie Zeit ein bisschen zu strukturieren oder routinieren, also um einfach ins Tun zu kommen, werde ich nun morgens direkt überlegen und in mich hinein hören, wozu ich am Tag Lust und Laune habe. Das werde ich mir dann so einteilen, wie es mir gut tut und gefällt.

Weil ich ja auch immer noch z.B. meine Webseite aufhübschen möchte und da keinen Anfang finde, werde ich auch Projekte in kleine Aufgaben aufdröseln und wann immer ich eben Lust habe, an der Webseite zu fummeln, dann weiß ich direkt was angesagt ist und muss nicht erst orientierungslos herumirren und kostbare Konzentrationszeit mit dem Überdenken vergeuden. Die Webseite steht natürlich als Beispiel für verschiedene andere Ideen, die mir so im Kopf herumschwirren. Ist das jetzt dann schon Projektmanagement?
Ich weiß nicht, ob du mir bei Instagram folgst. Dort konntest du vielleicht schon mitbekommen, dass ich wieder die ätherischen Öle in mein Leben integriere. Und für jedes Thema gibt es mindestens ein Öl. Ich werde da mal schauen, welches ätherische Öl bei solchen Vorhaben, bei Planung und auch beim Lösen von Blockaden hilfreich sein kann.
Denn wenn ich eins weiß…ich mache was mir Spaß macht. Das kommuniziere ich auch ab sofort genau so! Und überhaupt ist mir heute sehr klar geworden, dass ich mich in der Vergangenheit viel zu leise verhalten habe und mich auch durch Glaubenssätze rund um mein Erschöpfungssyndrom selbst blockiert habe. Damit ist nun Schluss!

Ich bin Ich! Ich darf das! Ich will das! Ich werde das tun! Ich bin Ich!
Als kleiner Insider: ich glaube, Valor hat gut gewirkt heute Morgen 😂
