Warum ich mich von meiner mal gedachten Zielgruppe verabschiede

Oder: passt überhaupt mein Thema noch`?

In meinem letzten Blogartikel habe ich erzählt, warum ich keine gute Coachin wäre.
Was hat denn jetzt auch noch meine Zielgruppe damit zu tun?

Tja nun, als Zielgruppe hatte ich ja gedacht, dass ich natürlich als Fatigue-Betroffene Fatigue-Betroffene coachen, beraten, trainieren würde. Idealerweise auch Brustkrebs-Patientinnen und bei Bedarf, auf Wunsch natürlich auch andere Krebserkrankte, die an tumorassoziierter Fatigue leiden.

Warum ist das denn jetzt nicht mehr meine passende Zielgruppe?

Ganz einfach! Ich möchte mich nicht mehr ständig mit den Themen beschäftigen. Ich möchte mich nicht mehr als Brustkrebs-Patientin sehen. Ich möchte auch das Thema Fatigue endlich hinter mir lassen. Ich will das nun mal loslassen!
Das heißt natürlich nicht, dass ich meine Fatigue los geworden bin. Im Gegenteil, meine Fatigue bleibt. Das merke ich täglich. Sie ist eine chronische Langzeitfolge nach den Behandlungen meiner Brustkrebserkrankung.
Nur habe ich irgendwie das Gefühl, dass die Fatigue präsenter ist, wenn ich ihr mehr Aufmerksamkeit schenke.

Ich sage auch bewusst nicht, dass ich an der krebsbedingten Erschöpfung leide. Sie ist halt da, begleitet mich. Im Laufe der Jahre habe ich mich damit arrangieren müssen. Ich habe die Fatigue als Begleitung akzeptiert. Mehr möchte ich nun damit nicht mehr zutun haben. Es reicht mir! Ich bin weder die Brustkrebserkrankung noch die Fatigue – ich bin ICH!

Wieso denke ich so? Ganz einfach! Immer wenn ich mich intensiv mit dem Wesen der Fatigue, den Ursachen und den möglichen Behandlungsmethoden beschäftige, bemerke ich, dass meine eigene Fatigue stark ausgeprägt ist und wie ich mich innerlich dagegen sträube und in Widerstand gehe.
Aus der Achtsamkeitspraxis kennst du vielleicht die „Rechnung“ Schmerz x Widerstand = Leid.

Und Leid ist so gar nicht meins. Genauso wie Jammern. Ich mag weder leiden noch jammern. Allerdings ist es an manchen Stellen durchaus angebracht, mal etwas zu jammern – aber das ist ein Thema für sich. Deshalb muss ich eben für mich etwas ändern. Da kommt dann auch die lösungsorientierte Optimistin wieder zum Einsatz.
Wenn etwas nicht passt, darf sich etwas ändern. Dafür suche ich meine Lösungen.
Für dieses Thema habe ich nun meine Lösung gefunden.

Ab sofort werde ich den Hauptfokus nicht mehr auf Brustkrebs und Fatigue legen. Klar, ich lebe mit beidem, werde das jetzt nur noch bei Lust und Laune bzw. bei passenden Themen einfließen lassen.
Und deshalb ist meine ursprüngliche Zielgruppe passé.
In Zukunft werde ich auch weiterhin gerne über meine Brustkrebs-Erkrankung und die Behandlungen sprechen, wenn es gefragt ist. Schließlich ist das ein wichtiges Thema, was vor allem von Betroffenen verbreitet werden darf.
Da es mir nur nicht gut damit geht, wenn ich anfangen will, eine Art Programm oder so auszuarbeiten, lasse ich DAS eben bleiben.
Genauso wichtig ist das Thema Fatigue und dass es in den Köpfen von Betroffenen und Ärzten präsenter ist – nicht so wie vor 6 Jahren noch, als mir der Psychiater sagte, das gäbe es überhaupt nicht.

Wie gesagt, es bleiben meine Themen, nur nicht mehr auf „professioneller“ Ebene.
Dafür reicht auch meine Energie nicht aus.
Ich zerdenke mir den Kopf wie ich etwas entwickeln könnte, was nützlich für meine Zielgruppe ist. Ich recherchiere, tippsel, lese… Und dabei vergesse ich mich. Wenn mir dies bewusst wird, merke ich wie platt und k.o. ich bin und dann baut sich mein Widerstand auf. Es ist für ein funktionierendes Stopp dann schon zu spät, der Kopf wird Matsch, der Brainfog greift um sich, der ganze Körper ist erschöpft. Und dazu habe ich einfach keine Lust.
Das war es ja auch in meinem Halbtags-Bürojob, weshalb ich mittwochs spätestens k.o. war und bei weiterer Nichtbeachtung arbeitsunfähig ausgefallen bin. Das hat ja letztendlich zur vollen Erwerbsminderung geführt.
Ich kann einfach nicht mehr so wie ich das will – möchte – mir vorgenommen hatte – ich es mir ausgemalt hatte.
Und weil mich das alles zusätzlich belastet, ziehe ich endgültig einen Schlussstrich unter das Kapitel „Coaching für Fatigue-Betroffene“.

Ich bin ab sofort nur noch für mich da, also hauptsächlich – denn mein Schatz und meine Lieben sind ja auch noch da. Die kennen mich ganz gut und wissen, wenn ich erschöpft bin, dann falle ich halt aus und ziehe mich mal zurück. So wie ich gestern den Besuch meiner zuckersüßen Enkelin abgesagt habe, weil ich von dem Nachmittag des Vortags mit der Kleinen inkl. meiner Tochter und Schwiegersohn noch so platt war und es mir nicht gut ging. Das war nicht so einfach, weil die kleine Maus natürlich echt niedlich ist. Nur würde es mir wahrscheinlich anschließend noch schlechter gehen, so dass ich dann in dieser Spirale hängen bleibe.

Nein-Sagen in solchen Fällen musste ich auch erstmal üben. Meine Familie macht es mir dabei leicht und hat vollstes Verständnis. Daher an dieser Stelle auch ein dickes Dankeschön.
Kleine Notiz am Rand: ich habe heute bei Alexandra Cordes-Guth an einem Schreibmagie-Workshop teilgenommen. Und selbst da drehte es ich irgendwie um das Loslassen der Themen Brustkrebs und Fatigue. Ich verrate hier mal meine Essenz:
„Fang an, tu’s! Du bist für dein Er-Leben verantwortlich! Nicht nur Überleben ist wichtig! Kreiere deine Erlebnisse! Los! Jetzt! Du darfst das!“
Ich möchte meine Erkrankungen als Nebensache in meinem Leben sehen und alles er-leben was ich mir träume, wünsche – als Scannerpersönlichkeit werden das viele Erlebnisse. Und eben mit meiner Fatigue brauche ich für alles etwas länger und es erfordert Fokus. Und den setze ich nun auf meine Erlebnisse.

Habe bzw. brauche ich denn jetzt überhaupt noch eine Zielgruppe?

Ich formuliere es mal so: da ich niemanden coachen, beraten, trainieren will, keine Kurse anbieten werde und (noch) kein neues Hauptthema benennen möchte, habe ich alle und keinen als Zielgruppe. Ich brauche auch keine Nische mit „der“ Zielgruppe mehr.

Vielleicht möchtest du mir weiterhin folgen, egal zu welchem Personenkreis du gehörst. Ich mag ja auch diese Festlegung und Spezialisierung gar nicht wirklich.
Ich mag Persönlichkeiten, Individuen, Menschen, Köpfe, Charaktere.

Jede/r ist einzigartig. Deshalb gibt es auch niemals DIE ultimative, universelle Lösung für alle und jeden. So denke ich nämlich und das war ja auch ein Grund, warum ich keine gute Coachin wäre.

Was könnte denn demnächst hier Thema sein? Ja das habe ich mich auch gefragt.
In einem anderen Blogartikel habe ich umfangreich geschildert, wie ich wurde, was ich bin: Freundin von Glück, Fröhlichkeit und Dankbarkeit!
Das sind schöne Themen. Über die möchte ich gerne mehr erzählen. Dazu gehören auch Dinge wie Positive Psychologie, Scannerpersönlichkeit, Stressreduktion, Achtsamkeit, Meditation, Lachyoga, Neurographik etc….und natürlich fließt auch gelegentlich, ganz peripher mein Umgang mit meiner Fatigue darin ein.

Wenn du Lust hast, mehr über diese Themen von mir zu lesen, dann lade ich dich herzlich ein, meinem Blog hier und/oder meiner Instagram-Seite zu folgen.

Lass uns gerne auch vernetzen – in Social Media geht das so schön einfach. Und einfach ist gut.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Mirko

    Liebe Daniela, mal wieder ein wunderbarer Blog Artikel. Und eines wurde mir wieder deutlich: auch wenn wir uns viel mit Achtsamkeit beschäftigen, heißt das nicht dass wir immer gleich achtsam mit uns selbst umgehen. Und das wir uns ab und an genau daran erinnern sollten. Deshalb finde ich deine im Blog beschriebene Entscheidung auf eine spezielle Zielgruppe zu verzichten nachvollziehbar und richtig. Und so passe ich auch viel besser in die „noch nicht neu definierte aber eben auch nicht mehr die alte Zielgruppe“ hinein und freue mich weiterhin auf Blogartikel von Dir !

    1. Danke für deinen Kommentar, lieber Mirko.
      Ja das mit der Achtsamkeit auf sich bezogen ist manchmal ein Stiefkind.
      Das habe ich auch gerade wieder in einem anderen Punkt gemerkt.
      Ich habe gerade irgendwie das Gefühl, dass ich noch ganz am Anfang stehe.
      Auch wenn wir nie auslernen und auch die eigene Achtsamkeitspraxis immer weiterentwickeln können, fehlt mir im Moment der wohlwollende Blick von oben.
      Da werde ich bestimmt noch was schreiben.
      Ich freu mich, wenn du mir weiterhin folgst.

  2. Sue Wohlheim

    Liebe Daniela,
    Deine Entscheidung, nicht mehr mit der alten Zielgruppe zu arbeiten und dich auf positive Themen, Wie Achtsamkeit, Lachyoga, positive Psychologie usw. zu beschäftigen finde ich viel hilfreicher. Den Fokus auf das Schöne und Angenehme zu legen ist gerade für Fatigue-Betroffene sehr wichtig um stabil zu werden.
    Ich lege meinen Fokus wieder auf die Kreativität, das Gestalten, das Malen und werde es auch als zukünftige Kunsttherapeutin. Ich habe beschlossen, mich nicht mehr im engeren Sinne mit dem Leid zu beschäftigen…das hatte ich lange genug! Die Veränderung folgt der Aufmerksamkeit und wenn ich meinen Fokus auf das lege, was mir gut tut, dann geht es mir auch bald viel besser! Herzliche Grüsse aus Österreich, Sue

    1. Oh wie genial hast du das ausgedrückt, liebe Sue. Ich lebe das ja schon so, dabei ist mir noch gar nicht aufgefallen, dass man das so auf den Punkt bringen kann.
      Kennst du den Satz Schmerz x Widerstand = Leid? Je mehr man im Widerstand mit seinen Schmerz (also unsere Fatigue) ist, umso größer ist das Leid. Also habe ich beschlossen, nicht in den Widerstand zu gehen, sondern zu akzeptieren (muss ich ja deswegen immer noch nicht gut finden)
      In Bezug auf Veränderungen und Fokus auf was mir gut tut wird sich in den nächsten Wochen und Monaten auch noch einiges hier tun 😉 Ich verrat noch nix.
      Lieben Gruß
      Dani

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